Donnerstag, 3. Juli 2008

Zentralbanken - oder wie absolute Macht korrumpiert

Teil 1: Die EZB
In der ersten Hälfte dieses Artikels will ich auf die Europäische Zentralbank eingehen, denn ihre Fehlkonstruktion ist in wenigen Sätzen beschrieben: ihre vorrangige Festlegung auf Preisstabilität ignoriert Auswirkungen auf die anderen beiden wichtigen Variablen: Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit. Die im neoliberalen Marktdogma gefangenen Entscheider in der EZB sind nicht von den Völkern Europas gewählt, und doch beeinflußt die EZB maßgeblich, ob es in diesen Ländern einen Aufschwung oder Abschwung gibt. Derzeit macht sich die EZB wieder einmal "Sorgen" um die Preisstabilität im Euro-Raum und ermahnt Gewerkschaften und die arbeitende Bevölkerung zur Lohnzurückhaltung. Aber was bedeutet Lohnzurückhaltung, wenn die Preise für Energie und Nahrungsmittel davongaloppieren? Es bedeutet eine Entwertung der Kaufkraft des Lohnes und wirkt daher wie eine Lohnsenkung - jedes Jahr. In Deutschland liegen die erkämpften mageren Lohnsteigerungen unter der Inflationsrate, und dennoch kennt Herr Trichet von der EZB bei seinen Ermahnungen nur einen Adressaten: die werktätigen Menschen, die nicht einmal die Preissteigerungen ausgleichen können. Daß auf der anderen Seite des Kapitalismus die Gewinne und Kapitaleinkommen regelrecht explodieren, ist ihm keine Äußerung wert. Wenn Schweden und Dänemark der Eurozone nicht beitreten möchten, hat das nicht unbedingt etwas mit Nationalstolz zu tun, sondern mit den Auswirkungen der Konstruktion der EZB. Die Länder Westeuropas außerhalb der Eurozone hatten in den ganzen letzten Jahren ein stärkeres Wirtschaftswachstum und eine geringere Arbeitslosigkeit als die am Euro beteiligten Länder.
Verstehen Sie mich nicht falsch: ich bin Europäer aus Leidenschaft. Allerdings meine ich damit nicht ein Europa der Konzerne und des Militarismus, sondern ein soziales Europa der Demokraten, der Völker und der Vielfalt als Bereicherung.
Die britische, aber auch die US-Zentralbank setzen da andere Prioritäten: Wirtschaftswachtum, Vollbeschäftigung und Preisstabilität sind dort gleichberechtigte Ziele. Das beweist, daß es auch anders geht - selbst in den Kernländern des Kapitalismus.

Link zum Thema:
Europas Kreuz - Zentralbanker und ihre jämmerliche Ideologie

Teil 2: Die Federal Reserve
Für ein Loblied auf die Federal Reserve der USA ist es jedoch verfrüht, denn ihre Existenz ist ein seit 1913 andauernder Verfassungsbruch, dient der Bereicherung der wichtigsten US-Banken und ist eine Ursache für die derzeitige weltweite Inflation. Wieso das so ist, werde ich begründen:
- Die Federal Reserve ist kein staatliches Organ, sondern eine Versammlung privater Banken. Wie schon in einigen anderen Blogs und non-Profit-Filmen prägnant beschrieben, ist die Federal Reserve weder "federal" (zumindest nicht mehr als der Paketdienst FedEx) und hat auch keine nennenswerten Reserven. Die Goldbindung (man konnte seine Papiergeld-Dollars früher jederzeit gegen Gold eintauschen - heute ist es nur noch Papiergeld) ist seit über 3 Jahrzehnten aufgehoben. Die Notenpresse kann nun angeworfen werden, ohne den Gegenwert in Gold bereitstellen zu müssen. Und es ist deshalb ein Verfassungsbruch, weil in der US-Verfassung steht, daß nur der Staat selbst das Geld drucken darf.
- Die privaten Banken hinter der Federal Reserve haben das Monopol darauf, Dollarnoten zu drucken. Sie erschaffen fiktive Werte aus dem Nichts und verleihen es an den Staat und andere Banken gegen Zinsen. Diese Zinsen wiederum sind sehr real und einer der Gründe für die zunehmende Staatsverschuldung der USA. Jeder militärische Einsatz der USA ist ein Grund zur Freude in der Fed., denn in solchen Zeiten nehmen die USA besonders viele Schulden auf, was dementsprechend später mehr Zinseinnahmen für die Zentralbank bewirkt. Also: denken Sie bei Gründen für US-Kriege nicht immer nur an die 'üblichen Verdächtigen' - Ölkonzerne und den militärisch-industriellen Komplex. Das ist zwar auch richtig, unterschlägt aber die Rolle der Banken. Vergessen Sie nicht: die Befugnis, Geld zu drucken, ist Macht. Macht korrumpiert. Absolute Macht korrumpiert absolut. Und die Weltleitwährung und Weltreservewährung zu drucken, ist absolute Macht.

Ich möchte Ihnen das Hauptdilemma mit Zinsen einmal verdeutlichen: Wenn die US-Zentralbank 100 Dollar druckt und das Monopol auf die Notenpressen hat und diese 100 Dollar zu einem Zinssatz von 5 Prozent verleiht, müssen 105 Dollar zurückgezahlt werden. Woher kommen die restlichen 5 Dollar, wenn vorher nur 100 in Umlauf gebracht wurden?
Natürlich ist mir klar, daß mehr Dollar im Umlauf sind als Hundert, aber es ist nur ein Beispiel, und diese 100 Dollar stehen hier stellvertretend für die Gesamtmenge aller Dollars. Ich verrate Ihnen, woher die restlichen 5 Dollar kommen: sie kommen von der Substanz dessen, was schon an Werten in der Bevölkerung vorhanden ist. Denn wir alle zahlen dafür mit der Inflation. Besonders pervertiert zeigt sich dieses Geldsystem bei Zinseszinsen. Geld sammelt sich bei wenigen fast schon zwangsläufig.
Kennen Sie den Ausdruck aus mancher Werbung oder Anlageberatung: "Ich lasse mein Geld für mich arbeiten." Geld arbeitet nicht! Menschen arbeiten. Maschinen arbeiten. Aber Geld arbeitet nicht. Es sind die einfachen Menschen, die bei jedem Einkauf und mit jeder Preissteigerung dieses kranke System weiterlaufen lassen.
Daß es auch ohne Zinsen und ohne zunehmende Schere zwischen arm und reich geht, haben verschiedene alternative Geldsysteme bewiesen. Im deutschsprachigen Raum bietet sich die Betrachtung im österreichischen Wörgl an. Mitten in der Wirtschaftskrise in den 30'er Jahren und hoher Arbeitslosigkeit allerorten gelang dort mithilfe einer Alternativwährung ein kleines Wirtschaftswunder, daß so gut lief, daß es als funktionierendes Beispiel ausradiert werden mußte.
Der folgende Film "America: Freedom To Fascism" zeigt den wohl größten Betrug am US-amerikanischen Volk und dem Rest der Welt des letzten Jahrhunderts, der bis heute anhält:


Artikel zum Thema:
- Finanzpolitische Gründe der aktuellen Geopolitik

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