Dienstag, 30. September 2008

Finanzterrorismus global - Erpressung durch Banken

Das Weltfinanzsystem steht am Abgrund. Große Banken schlucken kleinere Banken, und danach gilt mehr noch als zuvor: "too big to fail".

Der Reichtum einer Nation wird in atemberaubendem Tempo von unten nach oben umverteilt, doch die Folgen sind global.

Warnungen wurden jahrelang mißachtet, und der menschenverachtende Neoliberalismus hat soviele Metastasen in allen Körperteilen des Weltfinanzsystems wachsen lassen, daß alle Ärzte der Welt mit Operationen nicht mehr hinterherkommen können. Der Parasit frißt nun seinen Wirt - uns - und vernichtet sich selbst.

Diese Misere, deren schlimmster Teil noch bevorsteht, hat viele Väter:
  • Politiker, die aus der ersten großen Depression in den 30'er Jahren nichts lernen wollten und in den letzten Jahren die Finanzmärkte deregulierten, weil sie an den neoliberalen Wahnsinn glaubten, daß Gier sich optimal selbst reguliert.
  • Banken und Versicherungen, die den führenden politischen Parteien durch großzügige Wahlkampfspenden den Ausweg aus dem falschen Politikansatz versperrten und im Gegenteil durch Privatrenten noch mehr Geld in das internationale Spekulationskasino leiteten. Diese Privatrenten sind im Grunde bereits verloren.
  • Nixon, Kissinger und die US-Zentralbank, als sie in den 70ern wegen der hohen Vietnamkriegskosten den Goldstandard aufhoben und damit der Inflationierung des Dollars Vorschub leisteten und das Bretton-Woods-Abkommen für nichtig erklärten. Diese Änderung beendete die hohen Wachstumsraten der westlichen Wirtschaften in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten und führte zu etlichen Rezessionen und nur noch mageren Wachstumsraten.
  • Alan Greenspan, der durch seine Niedrigzinspolitik wissentlich eine weitere Finanzblase erzeugte und ein vergleichsweise kleines gegenwärtiges Problem in ein großes späteres Problem verwandelte.
  • Bill Clinton, der durch das NAFTA-Abkommen zur Entkernung der US-Realwirtschaft beitrug, so daß nur noch der Finanz-, Dienstleistungs- und Militärsektor florierte.
  • John McCain, der bis heute die Liberalisierungen der Finanzmärkte, an denen er 1999 maßgeblich beteiligt war, nicht bereut. Im Zuge verschiedener Liberalisierungen wurde die nach den Erfahrungen der Depression der 30er Jahre erfolgte Trennung von Privatkundenbanken und Investmentbanken aufgehoben und der Derivatehandel erlaubt. Derivate sind eine finanzielle Massenvernichtungswaffe, die ungedeckte Haus-Hypotheken als Problem bei weitem in den Schatten stellen. China hat sich nicht umsonst geweigert, dem Druck der USA, den Derivatehandel zu erlauben, nachzugeben.
  • George W. Bush, der durch exorbitant steigende Rüstungsbudgets, Kriegskosten und Steuersenkungen für die Reichsten die US-Staatsverschuldung in die Höhe trieb - zu einer Zeit, in der die USA bereits der größte Schuldner der Weltgeschichte waren.
  • Ben Bernanke, derzeitiges Gesicht der privaten US-Zentralbank, der durch das Verteilen von Buchgeld und das Anwerfen der Dollar-Druckmaschinen Inflation befeuerte.
  • Henry Paulson, vormals hochbezahlter Goldman-Sachs-Vorstand und nun Finanzminister, der sich einen 700-Milliarden-Dollar-Rettungsplan schreiben ließ, der festschrieb, daß über die Verwendung dieser Gelder weder der Kongress über Kontrollmöglichkeiten verfügt, noch das es durch irgendeine juristische Instanz anfechtbar ist. Der passende Ausdruck hierfür ist: offene Diktatur der Banken.
Wie sehen Lösungen aus? Sie können nicht darin liegen, daß einem korrupten Bankensystem, daß die Finanzmärkte und danach die Realwirtschaft in den Abgrund reißt, noch mehr Geld hinterhergeworfen wird, um später ein noch größeres Problem bewältigen zu müssen. Warum sollten US-Arbeiter weiterhin gigantische Provisionen von Bänkern bezahlen, während für Gesundheit und Sozialpolitik selbst wenige Millionen schon angeblich „unfinanzierbar“ sind? Bezahlen Sie nicht schon genug durch die Inflation der Nahrungsmittel- und Energiepreise, die eine Folge des Gelderschaffens aus Luft sind? Für den Fall, daß die US-Bevölkerung, die laut aktuellen Umfragen zu 95% gegen den Bailout-Plan sind, gegen die Finanzdiktatur rebellieren, wurden Armeebrigaden vom Irak in die USA zurückbeordert, die ab Oktober polizeiliche Aufgaben übernehmen und bei der Ausrufung des Kriegsrechts Aufstände auch blutig niederschlagen können. Der Polizeistaat, in den sich die USA verwandelt haben, ist nicht zum Schutz der Bürger da, sondern soll die Sicherheit der Oligarchen, Plutokraten und Bänker garantieren, auf daß sie mit ihrer Plünderung ungeschoren davon kommen können, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Das System ist unwiderruflich am Ende. Ein finanzieller Neustart ist nötig. Ein Neuanfang ohne den Rückfall in das Zinssystem - einem Geldsystem zur Kontrolle der Mehrheit durch eine verschwindend kleine Minderheit. Was wäre in dieser Situation also die vernünftige Alternative?
  • Annullierung aller Schulden, inklusive Staatsschulden. Die Finanzblase entspricht einem Vielfachen des jährlichen weltweiten Bruttosozialproduktes und kann ohnehin niemals zurückgezahlt werden, es sei denn, man überschreibt alles öffentliche und private Eigentum sowie zukünftige Löhne den Bänkern.
  • Alan Greenspan, Ben Bernanke und etliche andere müssen vor Gericht gestellt werden, so wie es aktuell in den USA von einigen Ökonomen gefordert wird. Durch ein solches Signal könnten Nachahmungstäter, die ganze Volkswirtschaften in Geiselhaft nehmen, abgeschreckt werden.
  • Es muß ein Ende haben, daß internationale Banken und multinationale Konzerne die Volkswirtschaften der Welt gegeneinander ausspielen! Diese Gebilde müssen in demokratisch kontrollierbare Einzelteile zerschlagen werden, um echten Wettbewerb zu ermöglichen und eine Situation zu verhindern, in der Banken oder Konzerne durch einen Konkurs die restliche Wirtschaft mit in den Abgrund reißen können.
  • Die Federal Reserve-Bank muß schnellstmöglich verstaatlicht und die Ausgabe der Währung wieder dem Finanzministerium unterstellt werden, so, wie es bis 1913 der Fall war.
  • Das Geld muß wieder an reale Werte gekoppelt werden, wie z.B. durch einen Goldstandard (Russland denkt bereits jetzt über diese Idee nach). Nur so kann man Geldentwertung vorbeugen. Diese Idee ist nicht neu, sondern wurde früher international praktiziert. Das britische Pfund Sterling bezog genau daraus seine Bezeichnung, denn Papiergeld ermöglichte jederzeit den Eintausch gegen eine festgelegte Menge an Edelmetall.
  • Das Zinssystem muß als untaugliches System ein für alle Mal beseitigt werden, da der Anstieg der Zinsen nach einigen Jahrzehnten immer wieder das reale Wirtschaftswachstum übersteigt und daher auch immer wieder kollabieren muß. Es hätte schon nach der ersten großen Depression in den 30er Jahren abgeschafft werden müssen, da es den Keim der Zerstörung bereits in sich trägt und nur selten länger als 70 bis 80 Jahre durchhält.
    Eine wirksame, erprobte und äußerst erfolgreiche Alternative, die während der ersten großen Depression realisiert wurde, war das Geldsystem von Silvio Gsell (1862-1930). Es sollte weltweit eingeführt werden. Falls man sich darauf nicht einigen kann, dann zumindest landes- oder europaweit. Schon jetzt gibt es von der Zentralbank unabhängiges Regionalgeld in Deutschland.
    Nur durch ein solches Geldsystem kann zukünftig ein erneuter Finanzkollaps verhindert, die Konzentration von Geld in den Händen weniger unterbunden und eine stetige Wirtschaftsnachfrage durch Umlaufsicherung garantiert werden.
    Dieser Punkt eines alternativen Geldsystems ist der wichtigste Punkt und kann zu jedem Zeitpunkt realisiert werden, ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende der größten Wirtschaftskrise – jeder Moment mit dem Gsell-Geldsystem ist besser als ohne dieses System.
  • Zentralbanken gehören unter demokratische Kontrolle, insbesondere die FED und die EZB. Die EZB hat sich bisher nur durch Geldpolitik für Kapitalbesitzer ausgezeichnet und negative Effekte im Bezug auf Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit bewirkt – der Hauptgrund, warum Schweden und Dänemark kein Interesse am Euro haben.
  • Privatbanken sind eine Gefahr für die Realwirtschaft und durch Kapitalakkumulation auch eine Gefahr für die Demokratie. Sie müssen vergesellschaftet werden, d.h. nicht einfach nur verstaatlicht, denn dies birgt die Gefahr, daß neoliberale Politiker sich ihrer bemächtigen. Banken gehören unter demokratische Kontrolle und sollten niemals wieder Profitinteressen weniger dienen, sondern nur noch ausschließlich dem Gemeinwohl. Anteilseigner der Banken und Bankvorstände sollten enteignet werden. Zwar genügt dies nicht als Entschädigung für den angerichteten Schaden, ist aber ein Anfang, dem Gerechtigkeitsempfinden der arbeitenden Menschen entgegen zu kommen.
Wie kann man sich und seine Familie auf einen Kollaps der Weltwirtschaft vorbereiten? Hier einige, wenn auch nicht vollständige Anregungen:
  • Nahrungsmittelvorräte anschaffen und kontinuierlich ausbauen. Langhaltende Nahrungsmittel sind das Gebot der Stunde, z.B. Nudeln, Mehl, Konserven. Selbst wenn es keinen Wirtschaftskollaps geben sollte, sind Investitionen in langhaltbare Lebensmittel nicht umsonst, sondern können schlicht nach und nach gegessen werden. Lebensmittel sind schon jetzt durch die Inflation am meisten betroffen, so daß Sie zumindest jetzt mehr Lebensmittel für das selbe Geld erhalten, als später.
  • Wenn Sie einen eigenen Garten haben, dann konzentrieren Sie sich auf den Anbau von Lebensmitteln und besorgen sich jetzt entsprechendes Saatgut. Autarke Ernährung sollte das Ziel sein.
  • Falls Sie über größere Geldsummen verfügen, tauschen Sie es in Gold oder Silber ein. Beide Metalle haben Werte über die letzte große Depression gerettet.
  • Falls elektronische Zahlungsmethoden zusammenbrechen, könnte etwas Bargeld nicht schaden. Das bedeutet jedoch nicht, daß Sie nun alles von der Bank abheben sollten, denn dadurch würde das Bankensystem sofort zusammenbrechen.
  • Falls es zu Unruhen oder zu Plünderungen kommt, kann Pfefferspray hilfreich sein. Die letzte große Depression führte zu einem drastischen Anstieg der Kriminalität.
  • Benzinkanister mit Benzinreserven sind ebenfalls empfehlenswert.
Hier die Analyse des US-amerikanischen Finanz- und Geopolitikexperten & Buchautors William Engdahl zum Finanzcrash und den Auswirkungen auf das internationale Machtgefüge: