Montag, 20. Oktober 2008

Handel mit schwarzem Humor legt zu

Das Finanzsystem liegt japsend auf dem Sterbebett. Seitens der Politik wird dieser Vorgang heruntergespielt zu einer "Vertrauenskrise" - Placebopillen für's Volk.

Kann man dieses System noch als Kapitalismus bezeichnen? Staatsbailouts haben mit freien Märkten nichts zu tun. Doch auch schon vorher hatten wir keine freien Märkte, denn Kartelle, Oligopole, Monopolisierung, Lobbyismus und Werbung verzerren den freien Markt und die optimale Preisfindung. Doch selbst ohne Verzerrungen ist der Markt aus sich heraus unfähig, Wirtschaftsgüter optimal unter Menschen zu verteilen und für Nachhaltigkeit zu sorgen.

Eine halbe Billion Euro stellt die Bundesregierung bereit. Das ist pro Person wesentlich höher, als das Bailout-Paket der USA. Und auch hier hat der Finanzminister freie Hand, kann im Geheimen ohne wirksame Kontrolle des Parlaments das Steuergeld der Bürger denen zur Verfügung stellen, die für diese Krise verantwortlich sind. Jeder einzelne Bürger garantiert im Durchschnitt mit über 6000 Euro für das Wohlergehen der Finanzjongleure und Bankeigner. Natürlich, falls überhaupt das Geld je zurückkommen sollte, mit einem massiven Wertverlust durch Inflation. Waren wir "gierig"? Haben wir Geld, das wir nicht hatten, für Häuser ausgegeben? Nein, das war für die meisten von uns sicher nicht das Problem, sondern die Gier weniger, für 25% Rendite hohe Risiken einzugehen und die Politik zu einer Deregulierung von Schutzgesetzen zu überreden, um es den USA gleichzutun.

(Ge-)Rechtsstaat?
Das würde voraussetzen, das wir Bürger wären und keine superangepaßten Melkkühe, die alles mit sich machen lassen - wann lernen wir endlich von unseren französischen Freunden, aufzustehen, zu streiken und widersinnige Gesetze erfolgreich zu kippen?

Einen Vorgeschmack auf den sozialen Niederschlag durch den Bankenbailout gefällig? Krankenhäuser und gemeinnützige Einrichtungen, die in Deutschland vor dem Ruin stehen, Kürzung des Blindengeldes in Mecklenburg-Vorpommern... Während das selbe Bundesland eine Milliarde Euro den Banken zur Verfügung stellt.

Derweil sehen Manager wie Ackermann keinen Grund, sich bei den Bürgern zu entschuldigen und genehmigen sich z.B. in den USA ein Zehntel der Bailout-Gelder selbst (siehe Links unten).
Mir persönlich geht langsam die Energie aus, um die Unfaßbarkeit einer solchen asozialen Dreistigkeit noch in Worte zu fassen. Es ist, als ob diese Personen mit der Demonstration ihrer Untragbarkeit geradezu eine Revolution der Bürger heraufbeschwören wollen!

Weltfinanzordnung der größten Haie
Währenddessen treffen sich die Regierungschefs, um eine neue Weltfinanzordnung zu planen, um das eigentliche Ziel, den größten Betrug an der Weltbevölkerung seit der Existenz des Geldes, auf globaler Ebene zu wiederholen: das Zinssystem.
Aneinander in festgelegten Umrechnungskursen gekoppelte Kontinentalwährungen und kleinere Unterwährungen, während über allem global eine private Zentralbank das Monopol zur Geldausgabe erhält - das scheint das Modell zu sein.
Die zugrundeliegenden Probleme werden damit nicht gelöst, sondern die Armuts- und Reichtumspolarisierung auf eine neue, globale Ebene gehoben: eine Weltfinanzdiktatur, der sich die Völker unterordnen müssen, wird als Rettung angepriesen - der Schwindel der Federal Reserve mit dem "fractional banking" soll global angewendet werden. Verstaatlichung der Banken? Nein. Eher eine Verbanklichung der Staaten und des Globus ist das Ergebnis. Die Gefahr, die von einem derartigen Machtzentrum ausgeht, kann nicht genug betont werden! Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Jedes Volk der Welt wäre gezwungen, sich praktisch der Finanzmacht weniger Banken unterzuordnen, die Anteile an der privaten Weltzentralbank hätten. Undenkbar? Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich ist schon heute die Zentralbank aller Zentralbanken und hat ihren Sitz in der Schweiz. Der große Sprung wäre nur ein kleiner Schritt.

Finanzmarktstabilisierungsgesetz: Bundestag begibt sich in die zweite Reihe:
Warum begrenzt die Bundesregierung die Managergehälter nur auf 500.000 € pro Jahr bei Banken, die sich retten lassen müssen? Und das ist noch nicht einmal eine verpflichtende Regelung, sondern eine "kann"-Bestimmung - wie großzügig. Wie ist das einem Bürger zu vermitteln, der 10.000 € im Jahr verdient und über Sozialkürzungen, erhöhte Inflation und Steuererhöhungen ein solches Managergehalt mitzahlen muß? Was ist daran christlich, und was ist daran sozial, werte Bundesregierung?
Der Bundesregierung wird mit dem deutschen Bailout ("Finanzmarktstabilisierungsgesetz" - ein Euphemismus, denn abgesehen vom Wort "Gesetz" ist alles Illusion) ein Blankoscheck ausgestellt, mithilfe finanzieller Notverordnungen am Bundestag vorbeizuregieren und dabei noch nicht einmal zu veröffentlichen, wie viel Geld sie welcher Bank gibt. Das Insolvenz- und Bilanzrecht sind nun keine Angelegenheit des Parlaments mehr, sondern obliegen nur noch dem Finanzminister. Überraschend ist dieses Ergebnis nicht, schrieben doch Bankenvertreter dieses Gesetz in Beratung mit der Regierung mit.

Polemik oder Wunsch - ich will mich nicht festlegen:
Wie wäre es denn mit folgender Alternative: Angesichts der Tatsache, daß sich 3 Billionen Euro im Vermögen des reichsten Tausendstels Deutschlands befindet (Prüfen Sie die Vermögensverteilung in Deutschland nach - sie werden erstaunt sein!) und dem Fakt Rechnung tragend, daß der Großteil der Bevölkerung nicht von den perfiden Praktiken der Finanzbetrüger profitiert hat - warum zahlt diese reichste Spitze nicht sämtliche Kosten durch eine Vermögensabgabe? Weil das Kapital ein scheues Reh ist und das Land verläßt? Diese Ausrede zieht nicht mehr, denn Geld ist derzeit nirgends sicher, nicht einmal in der Schweiz (Probleme bei der UBS weiten sich auf Finanzplatz aus).
Die Frage ist viel eher: was ist der Politik wichtiger? Daß die Reichsten nichts verlieren oder dass die übergroße Bevölkerungsmehrheit nicht zu Schaden kommt? Geht das Wohl der Wenigen über das Wohl der Vielen?
Wie der Bundestag im Allgemeinen und die Vertreter ihres Wahlkreises im Einzelnen abgestimmt haben, erfahren Sie bei abgeordnetenwatch.de .

Für all die, denen sich die Rationalität der Finanzmärkte noch nicht erschlossen hat (Leerkäufe sind der Handel mit Aktien, die man gar nicht hat; der Handel mit Schulden etc.) - ein Ausschnitt aus der Sendung "Scheibenwischer":

Aktuelle Wirtschaftsnachrichten:
- Hartz IV für Banken: Die Details
- Welt-Finanz-Regierung?
- Kreditkrise 2.Akt: US-Kreditkartenschulden (450 Mrd. USD)
- Banken wollen sich gemeinsam retten lassen
- Ackermann ohne Büßerhemd
- Margin Call für Oligarchen und Hedgefonds
- 70 Milliarden für Bank Manager / Zahltag für die Banker - Die 70-Mrd-Dollar-Boni-Bonanza
- Ist der „Kasinokapitalismus“ am Ende?- Neoliberalismus in der Legitimationskrise

Das Bild oben rechts stammt von mmnews.de.
Zum Abschluß Geschichte verstehen: Der Crash von 1929 (engl.) - Film über die erste große Depression, mit Zeitzeugen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen