Mittwoch, 2. Juli 2008

Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen

Menschen arbeiten in Jobs, die sie nicht mögen, um sich Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen.
Dieser Satz ist nicht von mir, und ich werde die Quelle hierfür nachreichen. Vielleicht wird Ihnen ja anhand dieses prägnanten Satzes die "Sinnhaftigkeit" unserer Wirtschaftsweise deutlich.
Viele Arbeiten sind unnötig. Gesamte Branchen sind unnötig (Finanzdienstleister) und manche ziehen sogar deutlich negative Folgen hinter sich her (Rüstungsindustrie). Die letzte argumentative Rückfallposition lautet dann meist: "Aber womit sollen die Leute dann ihr Geld verdienen?"
Wir leben in einer Zeit, in der die Produktivität zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit so hoch ist, daß jeder Mensch auf der Welt mit ausreichenden Nahrungsmitteln versorgt werden könnte, mit einem Dach über dem Kopf, mit Gesundheitsversorgung und mit frei zugänglichen Informationen. Dennoch wird an der herkömmlichen Arbeitswelt festgehalten.
Die Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens bieten einen Ausweg an. Doch bevor diese überhaupt ihr Anliegen begründen können, werden die alten Gegenargumente herausgeholt, wovon die wichtigsten beiden folgende sind:
1. Wer macht dann all die unbeliebten Arbeiten, für die es nur einen geringen Lohn gibt?
2. Wer soll das finanzieren?
Die erste Frage läßt sich leicht beantworten: unbeliebte, aber notwendige Arbeiten müssen attraktiver gemacht werden - höhere Löhne und humanere Arbeitsbedingungen sind die zwei wichtigsten Anreize. Das Lohnabstandsgebot, welches die CDU immer wieder gern bemüht, wäre dadurch auch gesichert, denn wer arbeitet, hat dann immer mehr als der, der nicht arbeitet.
Die zweite Frage ist schon komplizierter, da es hierzu verschiedene Modelle gibt, die auch über die Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens entscheiden. Ich benutze zur Beantwortung ein Reizwort der veröffentlichten Massenmeinung: Umverteilung. Von oben nach unten. Das Potential ist groß, denn bisher müssen die ärmeren 50 % aller Bundesbürger mit läppischen 4 % der Einkommen auskommen. Eine weitere Finanzierungsquelle ist Ersparnis: viele bisherige Sozialleistungen könnten wegfallen und vom bedingungslosen Grundeinkommen abgedeckt werden. Man bräuchte dann weder Hartz IV, Bafög, Kindergeld, Grundrenten, Krankengeld u.s.w.. Rechnen Sie mal alle Sozialleistungen in Deutschland zusammen und teilen es durch die Gesamtzahl der Bürger. Über 700 Euro sind es derzeit, die allerdings durch Ämter, Behörden, Arbeitsagenturen u.s.w. verwaltet, berechnet und kanalisiert werden. Stellen Sie sich nur mal vor, wie es wäre, wenn sich die Arbeitsagenturen zu 100% auf die Vermittlung von Arbeit konzentrieren könnten und nicht der Großteil ihrer Mitarbeiter mit der komplizierten Berechnung und Überprüfung von Millionen "Fällen" gebunden wäre.
Der Mensch ist weit mehr als nur seine Arbeitskraft. Wer seine Erfüllung und seinen Lebenssinn aus seiner Arbeit zieht, der kann sich glücklich schätzen, sofern er eine Arbeit hat. Aber der Mensch ist wesentlich komplexer, als dass er seinen Lebenssinn nur aus abhängiger Lohnarbeit ziehen kann und sollte!
Hier ein Beitrag von Studenten zum Grundproblem von Arbeit in unserem Wirtschaftssystem:

Was Menschen tun, wenn sie nicht müssen

Und hier noch etwas zum Lachen, falls Sie sich angegriffen fühlten durch meine Erwähnung überflüssiger Branchen und Berufe:
Volker Pispers - Berufsgruppen, die diese Welt nicht braucht

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen